Geysiere, heisse Quellen und vieeel Dampf
by Pascal13 Jul
Nach dem vorherigen Tag mit den Mammoth Spring war uns klar, dass es Yellowstone neben schönen Landschaften vor allem vulkanische Spezialitäten präsentiert. So standen wir am 9. Juli so früh als möglich auf und machten uns nach 8 Uhr auf den Weg zum Norris Basin. Schätzungsweise durch den vielen Dampf, der hier aus der Erde gelangt, lag das Gebiet so früh am Morgen in einer Nebelsuppe. Als wir uns nach dem Parkieren der Zone näherten konnten wir schon die ersten Fumaroles hören. Fumaroles unterscheiden sich nur in einem Punkt von den heissen Quellen: Das Wasser kocht und verdampft bevor es an die Erdoberfläche gelangt! Aus diesen Löchern entströmt nun heisser Dampf meterhoch in den Himmel. Nach etlichen Bemühungen der Sonne, den Nebel aufzulösen, wurde das grosse vulkanische Gebiet nun als ganzes erkennbar – es sah aus wie auf einer Mondlandschaft. Etliche Fumaroles mit Dampfsäulen und dann diese kraterähnlichen, heissen Quellen verteilt in einer grauen, unbewachsenen Landschaft. Wie schon bei den Mammoth Hot Springs gab es hier heisse Quellen in den verschiedensten Farben, mit Hilfe dessen man die Temperatur des Wassers erraten konnte.
Neben Fumaroles und Hot Springs findet man in diesem Gebiet auch Geysiere! Auch dieses vulkanische Feature unterscheidet sich nur durch eine Gegebenheit von heissen Quellen: Im „Röhrensystem“ unter der Erdoberfläche existiert irgendwo ein Hohlraum, der mit heissem Wasser gefüllt einen Druck aufbaut. Wenn der Druck zu hoch ist, spritzt das Wasser eine Zeit lang aus dem Loch. Für Geysiere gibt es eigentlich drei wichtige Eigenschaften:
- Höhe der Wasserfontaine
- Dauer der Eruption
- Zeit zwischen Eruptionen (Intervall)
Unser erster Geysier mit dem Namen „Constant Geyser“ war zwar nicht am Spritzen, als wir vorbei schauten. Nach ein paar Minuten warten, tat sich aber etwas und schlussendlich konnten wir eine Wasserfontaine von etwa 6m geniessen. Laut Brochure kann die Wartezeit für eine Eruption des Constant Geyser zwischen ein paar Minuten, 20min bis zu mehreren Stunden variieren – also nicht voraussagbar!
Ein weiterer Geysier dieses Norris Basins ist der Steamboat Geyser. Die meiste Zeit sprudelt dieser – neben viel Dampf – Wasser in 2-5m Höhe. Alle paar Jahre entscheidet sich dieses Spuckloch dann auch dazu, eine grössere Eruption über die Bühne gehen zu lassen. Dann erreicht die Wasserfontaine eine Höhe von bis zu 100m!! Damit gehört er zu den grössten Geysieren auf der ganzen Welt.
Die restlichen Fotos des Norris Basins:
Apropos Yellowstone und gross, hier ein paar beeindruckenden Facts und Figures:
- Yellowstone ist 87km breit (Ost-West) und 102km lang (Nord-Süd)
- Yellowstone erfährt pro Jahr eta 2000 Erdbeben
- Etwa 10’000 vulkanische Gegebenheiten (Hot Springs, Geysiere, Mud Pots, Fumaroles etc.)
- Über 300 Geysiere und das ist 1/3 der Anzahl Geysiere in der ganzen Welt!
- Ca. 290 Wasserfälle, 5m oder höher, die das während dem ganzen Jahr fliessen
Doch warum findet man hier eine so hohe vulkanische Aktivität? Nun Yellowstone liegt in einer sogenannten Caldera. Das ist ein Krater riesigen Ausmasses: 72km x 38km! Unter Yellowstone liegt das Magma nur etwa 80 Meilen unter der Erdoberfläche. Dadurch hat sich eine kleine (Ausmass etwa gleich wie die Caldera) Magmakammer nur 5-7km unter der Erdoberfläche gebildet. Vor 150’000 Jahren ist dieser Super-Vulkan dann ausgebrochen. Am heutigen Caldera Rand ist das Magma der Kammer an die Erdoberfläche getretten und das damalige Gebirge in der Caldera in die leere Magmakammer abgesackt. So befindet sich das relativ flache Gebiet des Yellowstone Parks in einer Senke, umstellt von Bergen. Die riesige Magmakammer befindet sich auch heute noch unter Yellowstone, so dass versickerndes Schmelz- und Regenwasser vom heissen Gestein erhitzt wird und somit in Form von Wasser und Dampf wieder an die Erdoberfläche tritt. (Weitere Infos auf Wikipedia)
Nun aber zurück zu unserer Entdeckungsfahrt. Nach dem Norris Basin gings weiter Richtung Madison. Unterwegs begneten wir noch dem Chocolate Pots. Direkt am Gibbon River hat diese heisse Quelle eine schokoladen ähnliche Farbe (durch das viele Eisen in diesem Wasser, erkennt man hier den Rost). Gleich nach diesem Schokovulkan gabs ein Abstecher nach Links zu den Artist Paint Pots. Neben blubbernden Quellen gab es hier eine ganz spezielle Attraktion: Mud Pots (Schlammlöcher), die teilweise aussehen, als hätte man eine helle Ölfarbe ausgeleert. Das Blubbern sieht bei dieser zähflüssigen Schlammmischung natürlich speziell spektakulär aus!
Nach Madison ging die Route weiter Richtung Süden. Auf dieser 26km langen Strasse bis zu Old Faithfull befinden sich die meisten Quellen und Geysiere im ganzen Park. Zu Beginn befuhren wir den Firehole Canyon Drive, der entlang des Firehole Rivers bis zu den Firehole Falls führt. Speziell an diesem Fluss: Obwohl wir uns hier auf etwa 2000müM befinden wir das Wasser von den vielen heissen Quellen auf angenehme 24-26°C gewärmt!
Nächster Stopp war der Fountain Flat Drive, an dessen Ende wir die Ojo Caliente Spring bewundern konnten. Der vermeintliche Stopp kam allerdings ein bisschen früher – eine ganze Herde Bisons (etwa 100 Tiere) blockierten entweder die Strasse oder zogen die Aufmerksamkeit unzähliger Fotografen auf sich.
Der nächste Halt war dann beim Lower Geyser Basin. Auch hier fanden sich wieder viele heisse, farbige Quellen. Dann konnten wir hier auch den Fountain Paint Pot bewundern – ein bluberndes Schlammloch, das es ebenfalls verdient hat, fotografiert zu werden. Die nächste Überraschung bot Fountain Geyser und Clepsydra Geyser, beide waren dabei, Wasser 10-15m in die Luft zu spritzen. Im Gegensatz zu Clepsydra beruhigte sich Fountain Geyser aber nach ein paar Minuten und es könnten Stunden vergehen, bis er wieder zu spritzen beginnt. Clepsydra ist seit einem Erdbeben von 1959 ununterbrochen am Ausbrechen und präsentierte sich so super fotogen.
Das nächste vulkanische Gebiet war nicht weit weg: Midway Geyser Basin bot mit Excelsior Geyser und Grand Prismatic Spring die grössten Hot Springs im Gebiet. Das sind wohl eher heisse, kitschig blaue Seen mit Quellen unter der Wasseroberfläche. Sie luden – wie so jene andere heissen Quellen – auf jeden Fall zum Baden ein, das wäre allerdings tödlich! Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass alle Wege in diesen Gebieten über Holzstege führten. Der Boden kann an manch Stellen nur krustendünn sein, da sich darunter eine unterirdische Quelle befindet. Würde man da einbrechen, erleidet man innert Sekunden Verbrennungen dritten Grades – was dann meistens tödlich endet. Überall wird man daran erinnert, dass schon mehrere Erwachsene und auch Kinder in heisse Quellen gefallen oder eingebrochen und gestorben sind. Hunde sind ebenfalls verboten auf den Wegen – es sei auch schon passiert, dass sich ein Hund losgerissen hat und in einen Pool gesprungen ist. Das Jaulen brachte den Besitzer dazu, hinterher zu springen. Beide überlebten das Bad im kochenden Wasser nicht!
Weiter brachte uns unsere Odysee zum Buscuit Basin. Hier beeindruckte uns unter anderem der Sapphire Pool mit seinem aufdringlich kitschigen Blau. Ein Zeichen dafür, dass der Pool extrem heiss ist und so nur wenige oder farblose Mikroorganismen darin leben.
Schlussendlich schafften wir es zum Ziel unserer heutigen Reise: Old Faithfull. In diesem historischen Gebiet mit den meisten vulkanischen Features und dem ersten National Park Inn (Old Faithfull Inn) befindet sich auch der wohl berühmteste Geysier der ganzen Welt: Old Faithfull. Er ist mit einer Höhe von 30-55m zwar nicht der höchste Geysier, dafür aber einer, der am besten voraussagbar ist. Beim Visitor Center kann man sich nach der Voraussage für die nächste Eruption erkunden. Etwa alle 90min speiht Old Faithfull dann in ein paar wenige Minuten 14’000-32’000 Liter Wasser in die Luft. Nach dem wir nach unser Ankunft und kurzem Einkauf im Groceries Shop die Show knapp verpassten, machten wir uns zuerst auf den Weg um das Gebiet um diesen Geysier zu erkunden. Wieder fanden wir etliche Mud Pots (Schlammlöcher), Hot Springs, Fumaroles und kleinere Geysiere. Auch weitere grössere Geysiere befanden sich auf dem Terrain, die meisten liessen aber nach Voraussagen mindestens einen Tag auf sich warten, bis sie wieder Wasser spuckten. Die verbleibenden 90min vergingen so fast zu schnell und wir stressten zurück, um das Spektakel Old Faithfull dieses mal nicht zu verpassen. Mit 10 Minuten „Verspätung“ war es dann soweit: Die kurze (ca. 1min), aber eindrückliche Eruption hielten wir auf Video und Foto fest.
Ein weiterer, lohnenswerter Besuch war im Old Faithfull Inn. Dieses Hotel war das erste seiner Art in allen National Parks. Die rustikale Bauart findet man heute in allen Visitor Center und Inn’s der restlichen National Parks Amerikas.
Weitere Pools im Norden des Old Faithfull Terrains konnten wir aus Zeitgründen nicht besichtigen, so fuhren wir nun zurück zum Biscuit Basin und liefen von dort aus die restlichen heissen Quellen ab:
Langsam aber sicher neigte sich der lange Tag dem Ende zu. Bevor die Sonne aber ganz hinter dem Berg verschwand, mussten wir noch den fehlenden Firehole Lake Drive nach der halben Fahrt von Old Faithfull zurück nach Madison hinter uns bringen. Weitere (zu diesem Zeitpunkt inaktive) Geysiere und Hot Springs bildeten zusammen mit dem Sonnenuntergang eine super Stimmung.
Nach diesem Drive war es bereits 9 Uhr Abends! Höchste Zeit also zurück nach Norris zu unseren Campground zu fahren und uns nach 13h vulkanische Action ein z’Nacht zu gönnen! Anmerkung: Die Strasse von Madison nach Norris war in der Nacht ab 10 Uhr gesperrt, so waren wir glücklicherweise gezwungen so „früh“ wieder heimzukehren und unserem langen Tag (und diesem langen Blogtext) ein Ende zu setzen 😉
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